Das Künstlerehepaar Robert und Clara Schumann lebte von 1844 bis 1850 in Dresden. Fast ein Drittel der Werke von Robert Schumann entstand hier – darunter so bedeutende Stücke wie seine einzige Oper »Genoveva«, seine 2. Sinfonie, Kammer- und Chormusik und unzählige Lieder. Die Schumanns zogen mit ihren zwei Kindern im Dezember 1844 in ein Hinterhaus in der Waisenhausstraße 6/7. Bereits im Herbst zuvor waren sie eine Zeitlang in Dresden gewesen, um den Umzug vorzubereiten. Im September 1846 wechselten sie in eine andere Wohnung auf der Großen Reitbahnstraße 20, da sich die Familie in der Zwischenzeit vergrößert hatte. Vier weitere Kinder wurden in der Elbstadt geboren, von denen eines im Kleinkindalter verstarb. Robert und Clara Schumann erlebten in Dresden mit den Kindern ihre vielleicht glücklichste gemeinsame Zeit – sie gingen oft an den Elbwiesen spazieren, machten Kutschfahrten und entdeckten bei Ausflügen das Umland. Man musizierte zu Hause und Robert komponierte in der Dresdner Zeit enorm viel für Kinder, zum Beispiel das bekannte »Album für die Jugend«.
Clara und Robert Schumann brachten sich intensiv ins städtische Musikleben ein. Robert Schumann initiierte mit seinem Freund, dem Dirigenten Ferdinand Hiller (1811– 1885), zur Wintersaison 1845/46 eine Konzertreihe mit sechs Soireen im Hotel de Saxe. Das Orchester setzte sich aus Stadtmusikern, Militärkapellen und Laien zusammen – ein Versuch, das Konzertleben der Stadt zu beleben. Als Solisten traten unter anderem Friedrich Wieck (1785–1873), Clara Schumann, der erst 14-jährige Geiger Joseph Joachim (1831–1907) und viele Sänger der Hofoper auf. Am 4. Dezember 1845 wurde unter Hillers Leitung Schumanns Klavierkonzert a-Moll mit Clara als Solistin uraufgeführt. Robert Schumann schrieb jetzt vermehrt Kammermusik und stellte die Werke in Hauskonzerten oder im Cosel-Palais vor. Seine Lieder wurden von Sängern der Hofoper verbreitet; Schumann hatte seine »Dichterliebe« der bekannten Sopranistin Wilhelmine Schröder-Devrient (1804–1860) gewidmet, die sie in einer Soiree öffentlich darbot.
1847 übernahm Robert Schumann die Leitung der »Dresdner Liedertafel« – ein Männerchor, der zuvor bereits von Richard Wagner und Ferdinand Hiller geleitet worden war. Die Proben fanden in der Landhausstraße 6 im Festsaal der Gesellschaft »Harmonie« statt, doch Schumann legte das Amt bereits ein Jahr später nieder, da es ihn künstlerisch unterforderte. Stattdessen gründete er Ende 1847 seinen eigenen Chor: den »Verein für Chorgesang«, der später in die »Robert Schumannsche Singakademie« umbenannt wurde. Dieser Chor gab unzählige Konzerte im Cosel-Palais, im Palais im Großen Garten und anderen Sälen der Stadt. In einem Konzert erklangen auch Ausschnitte aus Johann Sebastian Bachs »Johannes-Passion«, die zuvor noch nie in Dresden aufgeführt worden war. Schumann unternahm mit dem Chor auch Ausflüge, unter anderem nach Pillnitz, Meißen oder Kreischa. Als Höhepunkt seines Dresdner Wirkens wird oftmals die Aufführung seiner »Faust-Szenen« mit der Hofkapelle und Solisten der Hofoper im Palais im Großen Garten am 29. August 1849 genannt. Im Januar 1850 führte er mehrmals sein Oratorium »Das Paradies und die Peri« in Dresden auf. Schumanns Wirken in Dresden erhielt durch den Erfolg dieser Konzerte durchaus Anerkennung, doch sein eigentliches Ziel – eine Kapellmeisterstelle – blieb ihm verwehrt. Als Schumann nach Wagners Flucht 1848 bei der Wahl eines Nachfolgers übergangen wurde, fühlte er sich zurückgewiesen, sodass die Familie einem Angebot aus Düsseldorf folgte.
Insgesamt galt Schumann als schwieriger Charakter. Sein teilweise abweisendes Verhalten brachte selbst seinen Kollegen Richard Wagner zum Verzweifeln. Sicher belastete Schumann auch das schwierige Verhältnis zu seinem Schwiegervater Friedrich Wieck (1785–1873). Die permanenten Spannungen zwischen Wieck und Schumann, die auch nach der Eheschließung nicht nachließen, wurden durch die räumliche Nähe in Dresden noch verstärkt. Clara besuchte ihren Vater sehr häufig und Schumann musste diesen Besuchen beiwohnen. Er vermerkte in seinem Tagebuch: »Nachmittags Kaffee beim Alten«, oder: »Abends bei Wieck. Der Alte sehr unliebenswürdig.«
Eine enge Freundschaft verband ihn hingegen mit dem Pianisten, Komponisten und Dirigenten Ferdinand Hiller, mit dem er sich fast täglich traf oder zumindest korrespondierte. 1845 unternahmen sie eine gemeinsame Wandertour durchs Elbsandsteingebirge und im Juni 1846 besuchte Hiller die Schumanns sogar auf ihrem Feriendomizil im Schloss Maxen.
In Maxen wiederum lebte das befreundete Ehepaar Serre. Friederike Serre (1800–1872) schrieb zwei Gedichte für Clara, die sie vertonte. Robert Schumann war außerdem ein leidenschaftlicher Wanderer. Dem Dirigenten Niels Wilhelm Gade (1817–1890), der in Leipzig die Gewandhauskonzerte mitgestaltete, zeigte er im April 1846 fast die gesamte Umgebung der Stadt: »Einen hübschen Tag mit Gade verlebt. Partie nach dem Plauenschen Grund, wo wir die Berge herunterkletterten.« Eine intensive Freundschaft verband Robert auch mit dem Akademieprofessor Eduard Bende mann (1811–1889), bei dem sogar Hauskonzerte veranstaltet worden: »Matinée bei Bendemann [29. März 1846]. Nur Leistungen ersten Ranges. Einiges von Weber. Webers Witwe war in der Gesellschaft. Sie strahlte vor Freude.« Verstimmungen gab es lediglich bei politischen Themen – Robert und Clara, die eifrige Verfechter einer republikanischen Ordnung waren, hatten es im eher konservativen Bekanntenkreis schwer. Es kam teilweise zu heftigen Auseinandersetzungen. Musikalische Kontakte gab es zu zahlreichen Hofkapellmitgliedern. Clara hatte außerdem viele Schüler aus der Dresdner Gesellschaft. So ist es nicht verwunderlich, dass es den Schumanns schwerfiel, die Stadt an der Elbe zu verlassen. Schumanns Chorverein gab dem Ehepaar am 30. August 1850 ein wehmütiges Abschiedsständchen auf der Brühlschen Terrasse. Am 1. September 1850 brachen die Schumanns nach Düsseldorf auf.